Huforthopädie / Imkerei / Schwarzwälder Kaltblut Zucht
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Aktuell noch Kapazitäten in der Huforthopädie frei!

Ein Ziel - viele Wege

Mittlerweile werde ich von einigen Interessierten Neuzüchtern - oder besser gesagt Jene welche es werden wollen - angesprochen, und um Rat gebeten. Irgendwie ehrt es mich, aber eigentlich bin ich noch nicht lang genug dabei ...

Ich kann somit nur meine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse weitergeben - OHNE GEWÄHR! Es freut mich aber sehr, dass es immer mehr Interessierte gibt - schließlich soll uns diese Rasse noch lange erhalten bleiben - im besten Fall nicht mehr auf der Roten Liste stehen.

Grundwissen der Schwarzwälder Zucht (kurz & knapp)

Wer sich etwas mit der Rasse beschäftigt wird schnell feststellen, dass selbst die ursprünglichsten Linien - D und M - Fremdblutanteil haben:

 

Die D Linie (begründet mit Deutschritter von 1926) hat einen Rheinisch Deutschen ;

Die M Linie (begründet mit Milan 1927) einen Noriker als Begründer.

Da die Rasse in den 60ern und 70ern (Tiefpunkt) durch die Industrialisierung fast ausgestorben war (159 eingetragene Stuten - nur wenige der o.g. Hengste) - bestand die Gefahr der Inzucht. Somit wurden fremde Rassen kontrolliert in Zuchtversuchen eingesetzt. Erfolgreich sind somit noch folgende Linien dazu gekommen:

 

Die R Linie - begründet mit "Reith-Nero" (geb. 1952) einem Noriker.

Die W Linie - begründet mit "Wirts-Diamant" (geb. 1968) einem Noriker.

Die F Linie - begründet mit "Dayan" (geb. 1975) einem Freiberger.

Die V Linie - begründet mit "Varus" (geb. 1980) einem Schleswiger.

 

Die jüngste Linie ist die L Linie - welches "Unicorn Lancelot" einen Welsh Cob Hengst als Begründer aufweißt.

Fotos / Quellen: "Schwarzwälder Kaltblut - Geschichte u. Geschichten" 1-3

Somit keine Reinzucht mögich?

 

Ich persönlich merke und sehe immer wieder, dass die meisten Fohlen mehr von der Stute übernehmen als vom Hengst (etwa 60% Stute / 40 % Hengst). Die Stuten tragen somit einen wichtigen Teil der ursprünglichen Genetik weiter... Somit reduziert sich der Fremdblutanteil bei jeder weitern Anpaarung/Generation (nicht nur mathematisch).

Die unterschiedlichen Wege ...

Kontrollierte "Linienzucht":

Einige Züchter bleiben ihren bestimmten Linien treu. Unkontrollierte Zucht wäre/ist für mich, wenn man Geschwister anpaart (Inzest) - kontrolliert, wenn es mindestens 2 Linien sind und die gleiche Linie der vorletzten Generation mindestens wieder 3 Generationen weiter ist als der Großvater der Mutter - oder einfacher beschrieben: Cousin und Cousine.

Bestes Beispiel hierfür findet sich bei einem sehr bekannten und erfolgreichen Züchter (Stutenstamm Flora - z.B. Siegerin Rossfest 2013) - hier sehe ich immer wieder herrliche Stuten die oftmals nur M und W im Pedigree aufweisen, aber von dem verwandschaftlichen Verhältnissen wieder so weit weg sind, dass hier nicht von Inzucht gesprochen werden könnte.

Hauptsache schön (und dunkel):

Viele machen sich auch wenig Gedanken um die Schwarzwälder Genetik und suchen einfach nur den schönsten Hengst für ihre Stute - Ziel ist hier natürlich ein schönes Fohlen - wer will das nicht (wobei dunkle Elternpaare auch kein Garant für ein dunkles Fohlen sind)? Schönheit ist aber nicht alles - somit ist es oftmals fraglich, ob man diese Pferde dann in die Zucht nehmen sollte. Ein Schwarzwälder ist mehr als ein schöner Dunkelfuchs!

Er ist gutmütig, leistungsbereit, langlebig und kann dabei noch Adel und Schönheit ausdrücken. Die Selektion für die Zucht sollte nicht aufgrund der Farbe erfolgen (finde ich) - sondern nach den o.g. Merkmalen.

Hauptsache nah:

Nicht alle Züchter stehen mit ihren Stuten im Schwarzwald - oder gar Baden Württemberg. Klar - es gibt noch die Frischsamen vom Haupt- und Landgestüt Marbach... hier passt aber oftmals dann die Linie nicht, oder (wie auch bei unserer Jamira) - die Stuten wollen und brauchen den Hengst im Natursprung! Nicht jeder packt dann seine Stute in den Anhänger und fährt "mal eben" 500 bis 700 Kilometer zum Wunschhengst - zudem kommen dann natürlich auch noch hohe Unterstellkosten dazu. Somit werden oftmals Hengste gewählt die einfach in der Nähe sind - ob es dann genetisch passt, wird leider oft ignoriert.

Hier ist dann mein erster Tipp (für alle die nicht weit fahren wollen): UNBEDINGT eine Stute/Fohlen kaufen, die genetisch anderes Blut hat, als die Hengste die vor Ort zur Verfügung stehen.

Bewährte Hengste:

Als Anfänger empfiehlt es sich immer gute und bewährte Hengste zu nehmen. Somit bekommt man erst eimal ein Gefühl dafür, wie sich die eigene Stute überhaupt vererbt! Hierbei sollte man aber nicht davon ausgehen, dass ein Elitehengst immer Elite-/Goldfohlen bringt... selbst wenn auf der mütterlichen Seite vom Pedigree nur Elitehengste stehen - ist dies niemals ein Garant für ein gutes Fohlen.

Meine eigenen Gedanken hierzu/die Gefahr die ich sehe: Die Hengste Moritz und Retter - die sogenannten Stempelhengste wurden sehr gerne und viel genommen - klar - sie haben sich phantastisch vererbt, aber die genetische Vielfalt ist dabei oft "unter die Räder" gekommen. Aber genau das ist die Misere - gute Hengste liefern (meist) tolle Pferde - wenn diese aber zu oft genommen werden hat dies langfristige Auswirkungen auf die Zucht - eine genetische Sackgasse. Es ist somit oftmals ein Balanceakt.

Genetische Streuuung:

Es gibt viele Züchter, die als erstes nur auf die Abstammung schauen und versuchen über mindestens 4 (besser 5) Generationen keinen Hengst doppelt im Pedigree zu bekommen. Ich sage immer dazu: Sodoku für Fortgeschrittene :-)

Natürlich dürfen hierbei die Defizite der Stute/des Hengstes nicht außer acht gelassen werden. Wenn ich zu wenig Rückenlänge habe, dann fallen z.B. sehr kalibrige Hengste leider auch aus der Auswahl.

... und dann noch mehr Überlegungen:

Wenn zu der o.g. Variante der genetischen Streuung noch der Gedanke kommt, dass das ersehnte Fohlen für spätere Anpaarungen dann interessant werden soll, wird´s so richtig kompliziert. Das heißt hier muss man oft ein Risiko eingehen und vielleicht auch mal Hengste wählen, die NICHT gern genommen werden - sonst hätten wir in 5-15 Jahren wieder das Problem der Inzucht. Beste Beispiele hierfür sind Hengste die keine eigenen gekörten Söhne gebracht haben - jedoch über die Stuten ihre genetische Vielfahlt bringen: Diflor, Respekt, Dinkelberg, Wildfuchs, Feldstern, etc.  - OK, einige haben ggf. einen gekörten Sohn gebracht - haben sich dann aber nicht in der Zucht etabliert.

 

Ich persönlich versuche die letzten (beiden) Varianten zu wählen - eigentlich ist es eine - nur zuende gedacht. Mit ein Grund weshalb vor vielen Jahren die Wahl auf Dora fiel. Altbewährtes Blut - etwas (ungewöhnliches) Fremdblut - und dann nur eine Generation vom Donner - hier habe ich unheimlich viele Möglichkeiten und kann interessant anpaaren.

Die kleine Lady Vendora bietet in 3-5 Jahren alle Möglichkeiten, da selbst die Anpaarung mit (der dann bestehenden) D Linie möglich ist (Verweis auf die Linienzucht). Nur Nachkommen vom Vento werden von vornherein ausgeschlossen. Alle anderen Linien sind möglich! Dies natürlich nur unter der Voraussetzung, dass sie sich gut entwickelt und gesund bleibt :-)

 

Generelle Tipps:

 

- Informiert euch über die Stutenstämme!

- Lektüre "Schwarzwälder Kaltblut - Geschichte und Geschichten" Band 1, 2, 3

- Informiert euch über die Hengstnachzuchtschauen und Ergebnisse (z.B. bei der Schwarzwälder Pferdezuchtgenossenschaft oder beim Pferdezuchtverband Baden Württemberg).

- Fragt ruhig die wirklich "alten Züchter"! Die meisten freuen sich über das starke Interesse und geben gerne ihre Erfahrungen weiter.

- Lasst eure Stuten die Leistungsprüfung absolvieren! Hengste aus einer NICHT leistungsgeprüften Mutter (Mindestanforderung 7,0) werden nicht zur Körung zugelassen!

- Besucht die Fohlenschauen - egal vom welchem Verband!

- Schaut euch die Hengste live an! Oftmals überzeugt ein Hengst vor Ort mehr als auf den publizierten Bildern.